-Sächsische Zeitung-

Das hatte sich der Ochse aber anders ausgemalt. Geladen war er an die Königstafel – er, der Unterschichtler! Doch die Freude währte nur kurz. Schließlich durfte er nicht wie alle anderen vor dem Bankett Platz nehmen, sondern geradewegs mittendrin. Theodor Etzels Fabelschluss hatte für derlei Einfalt nur die einzig mögliche Pointe parat: „Es war beim Festmahl der Aristokraten, da saß der Beglückte – fein knusprig gebraten“. Es war nur eine der vielen kleinen Geschichten, die das Berliner Künstlerduo Rose & Georgi gestern für die Fünft- und Sechtsklässler des Werner- von- Siemens- Gymnasiums bereit hielt. „Die Auswahl war nicht leicht, unsere Fabeln sollten keinen allzu erhobenen Zeigefinger haben“, so der Sänger Detlev Rose.
Übermut tut selten gut!
Das junge Publikum nahm die versteckten Moralkeulen aber ohnehin ganz unverkrampft auf. Denn was kann schon viel dahinter stecken, wenn ein Maulwurfshügel einen Vulkan herausfordert. In dieser Erzählung vermeldete der Aufschneider nämlich kühn, er kenne genauso die inneren Kämpfe: „Aber hat mich deswegen schon jemand Feuer spucken sehen?“ Die jungen Gymnasiasten hatten flugs kombiniert: „Der ist bloß neidisch und will angeben“, vermutete ein Junge. Oder: „Man soll seine Wut nicht an anderen auslassen“; fand seine Klassenkameradin. Rose und Georgi mussten jedenfalls niemals lange warten, bis die Hände nach oben schnellten. „Wir wollen mit Absicht keine fertigen Lehren vorlegen, die Kinder verstehen es viel besser, wenn sie selbst darüber nachdenken“, so der Sänger. Und die wussten auch längst, was sich hinter den Tiergeschichten verbirgt: Nämlich nur allzu Menschliches. Mit seinen Kompagnon Christian Georgi ist Detlev Rose nicht zum ersten Mal in Großenhain. Beide Musiker begeisterten bereits mit einem Heine- Programm in der Röderstadt… Als gestern Saxophon, Keyboard und Blaswandler zum Einsatz kamen, hatte selbst ein tragischer Maulwurfstod noch seine schaurig- schönen Momente. Der kurze Prozess mit dem Außenseiter- Buddelflink wurde in dramatischen Zwischenspielen zur großen Inszenierung.Die Schüler hatten trotz solcher Gruselszenen viel Spaß an der ungewöhnlichen Deutschstunde. Mit unterhaltsamen Einlagen geriet die Veranstaltung so zum Pingpong- Spiel zwischen Künstlern und Publikum. Die größte Freude bereitete allen ein sternhagelvolles Langohr: „Der Hase im Rausch ist immer wieder der Liebling im Programm“, lacht Detlev Rose. Bei Michalkow ist dieser nämlich mächtig in der Bredouille, als er beschwipst den Löwen verhöhnt. Da hilft dem kühnen Mümmelmann nur noch Bauchpinselei.

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